Bildungsfrauen als Taktgeberinnen der Digitalisierung
Digitalisierung im Bildungsbereich und speziell in Schulen ist ein aktuelles und zugleich brisantes Thema. Öffentliche Fördermittel wurden zur Verfügung gestellt, aber nur schleppend abgerufen. Geld für die Hardware ist vorhanden, Administration und Support werden finanziell jedoch nicht langfristig abgesichert. Und zugleich strömen unzählige Unternehmen und StartUps mit innovativen Apps auf den Markt und versprechen, Bildung neu zu denken. Wie also hier den Durchblick behalten?
Dass digitale Kompetenzen für alle Kinder und Jugendlichen wesentliche Zukunftskompetenzen darstellen, darin sind sich die meisten Menschen einig. Über die Vermittlung wird hingegen vielerorts diskutiert. Ein Grund: viele Lehrkräfte im weiblich geprägten Bildungsbereich fühlen sich digital unsicher. Nicht ohne Grund heißt das aktuelle Buch* von Bildungsfrau Kati Ahl „Frauen und Digitalität – jetzt!“ Hier hat sie zum einen zahlreiche Studien zum Thema zusammengestellt. Zum anderen gibt sie unzählige Tipps und Hinweise, wie mehr digitale Souveränität erlangt werden kann.
„Erzieherinnen und Lehrkräfte sind Vorbilder im doppelten Sinne: zum einen wie sie selbst ihr Leben digital gestalten, zum anderen wie sie ihrer Zielgruppe Digitalisierung vermitteln.“
Das heißt: wenn Bildungsfrauen sich bei diesem Thema zurückhalten, hat das nicht nur Auswirkungen auf die digitale Bildung, sondern auch auf die Aufrechterhaltung bestehender Rollenklischees und Genderstereotype. Dabei geht es jedoch nicht darum, alle technischen Details in allen Tiefen zu durchdringen, sondern offen und neugierig zu sein und bei Bedarf Menschen mit entsprechender Expertise einzubinden. So hat es auch Kati Ahl gemacht.
„Ich bin Expertin geworden dadurch, dass ich viele andere gefragt habe.“
Sie ist in ihrer beruflichen Laufbahn immer neugierig geblieben und hat Menschen befragt. Einige dieser Interviews sind auch in ihrem Buch enthalten und sie zeigen, wie vielschichtig und komplex das Thema Digitalisierung ist – und wie wichtig es ist, hier verschiedene Blickrichtungen einzunehmen und zu verknüpfen. Deshalb ermutigt sie Frauen, sich diesem Thema bewusst zu öffnen. Denn:
„Wenn Frauen bei der digitalen Entwicklung nicht mitsprechen, dann fehlt ihre Perspektive. dann bleibt Digitalisierung einseitig!“
Dies zeigt sich heute bereits zum Beispiel daran, dass Spracherkennung eher auf tiefere Stimmen reagiert oder auch an der Gestaltung von Apps und Software. Denn diese kommt häufig so technisch und nüchtern daher, dass gerade Frauen eher zurückschrecken und die Tools nicht so aktiv nutzen, wie es eigentlich wichtig wäre. Gerade dieser Aspekt stellt natürlich auch Schulleitungen vor eine große Herausforderung: sie müssen ihr Kollegium auf der „Buckelpiste“ in Richtung Digitalisierung bei der Stange halten und ermuntern. Kati Ahl empfiehlt folgendes Vorgehen:
„Schulleitungen müssen wissen: mein eher weibliches Kollegium ist viel eher für Digitalisierung zu motivieren, wenn es um konkrete Fragestellungen geht. Zum Beispiel: wie können digitale Tools Inklusion erleichtern?“
Was also sind die pädagogischen Themen, die mit digitaler Unterstützung viel leichter umsetzbar sind? Und wie soll unsere Schule der Zukunft aussehen? In ihrem Job als Schulentwicklungsberaterin arbeitet Kati Ahl genau zu diesen Themen und begleitet Schulen auf ihrem Weg. Dabei ist es ihr wichtig, auch Widerstände ernst zu nehmen und diese bei der Entwicklung von Handlungsstrategien aufzugreifen. Denn nur so kommen wirklich gute Lösungen zustande. Ein Problem hingegen kann Kati Ahl jedoch aktuell nicht lösen:
„Der Lehrkräftemangel ist aktuell das größte Hemmnis für visionäre Schulentwicklung.“
Denn wenn Kolleg*innen fehlen und die Unterrichtsversorgung gefährdet ist, bleibt kaum Raum für zukunftsgerichtete Gedanken. Da geht es dann doch eher um Krisenmanagement und darum, möglichst alle Aufgaben irgendwie zu bewältigen. Doch vielleicht können genau hier die richtigen digitalen Tools für Entlastung sorgen? Also, Bildungsfrauen, seid mutig und erobert die digitale Welt!