Warum die frühkindliche Bildung mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit gehört

Alltag in der Kita

Der erste Schritt für mehr Partizipation ist es, auf die Kinder zu achten. Denn egal wie alt sie sind, sie können bereits sehr deutlich ihre Bedürfnisse kenntlich machen.

„Kleinkinder zeigen uns über Feinstzeichen, was sie brauchen und was sie nicht brauchen. Wir müssen nur genau beobachten.“

Allein die Erwachsenen wissen diese nicht immer zu deuten bzw. nehmen sich manchmal schlicht und ergreifend nicht die Zeit für Beobachtung. Hier muss sich dringend was ändern. Zum einen in der Haltung der Fachkräfte, zum anderen im Betreuungsschlüssel und in den internen Abläufen.

„In einer idealen Kita kommt Beziehung vor Bildung.“

Kitas sind Bildungseinrichtungen. Doch wie geht eigentlich Bildung mit Menschen im Alter zwischen 0 und 6 Jahren? Bildungsfrau Petra Engelsmann ist überzeugt: Bindung ist der Schlüssel! Dies zeigen auch unzählige Studienergebnisse. Nur in vertrauensvollen Beziehungen mit ihren Fachkräften können kleine Kinder lernen. Denn dann wissen sie genau, dass ein sicherer Hafen auf sie wartet, wenn sie Schritt für Schritt die Kita-Welt erkunden.

„Krippen und Kitas sind DIE Bildungseinrichtungen, wo wir die Grundsteine legen.“

In den ersten sechs Lebensjahren passiert im Gehirn eines jeden Menschen so viel Lernen wie in keiner anderen späteren Lebensphase. Wichtige neuronale Verknüpfungen bilden sich aus, ein Verständnis von Welt wird entwickelt. Dies geschieht oft in Alltagssituationen. Drüber hinaus bieten Kitas natürlich altersgerechte Angebote, die z.B. Kreativität, Bewegung oder das Verständnis von naturwissenschaftlichen Phänomenen fördern. Bildungsfrau Petra Engelsmann wünscht sich deshalb mehr öffentlichen Fokus auf den Kita-Bereich.

„Es ist ein großes gesellschaftliches Problem, dass nicht gesehen wir, wieviel Arbeit in Krippen und Kitas täglich geleistet wird.“

Tatsächlich hat sie persönlich schon öfters Veranstaltungen verlassen, wenn ihre Tätigkeit als pädagogische Fachkraft gleichgesetzt wurde mit „du spielst ja nur“. Und auch die Arbeit, die Kinder in ihren Einrichtungen täglich leisten, wird selten gewürdigt. Die Frage, warum diese gesellschaftlich so wichtige Aufgabe so wenig öffentliche Anerkennung erfährt, treibt sie um. Zeit, mehr Öffentlichkeit zu schaffen! Unter anderem deshalb hat sie ihr Buch „Gebt der Kindheit eine Chance“* geschrieben. Und noch ein Thema macht sie wütend: die bewusste Überforderung von Fachkräften:

„Ich kann nicht fünf Fachkräfte ersetzen, wenn mir fünf Fachkräfte fehlen. Es ist allerhöchste Zeit, hier klar Stellung zu beziehen.“

Der aktuelle Personalnotstand in Kitas gepaart mit einem eklatanten Fachkräftemangel sorgt dafür, dass das System frühkindlicher Bildung kurz vor dem Kollaps steht, mit weitreichenden Folgen für Kinder, Eltern, Gesellschaft – und ganz besonders Fachkräfte. Viel zu oft beobachtet Bildungsfrau Petra Engelsmann, dass Fachkräfte massiv über ihre eigene Kraft hinaus arbeiten und dass Träger nicht immer ihrer Schutzfunktion den Arbeiternehmer*innen gegenüber nachkommen. Zeit, auf die Stopp-Taste zu drücken!

Mit Petra Engelsmann spreche ich auch in meinem Podcast. Hier geht es direkt zur Folge.