Kulturelle Bildung als Ansatz, um Führungskompetenzen zu entwickeln

Frau auf der Bühne

Ihr Weg hin zu ihrer jetzigen Stelle als Professorin für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Katholischen Hochschule in Mainz war abwechslungsreich und gespickt mit vielfältiger Berufserfahrung im Bildungsbereich. Menschen in ihrer Entwicklung begleiten, das ist es, was sie gerne macht. Zudem geht sie den diversen Fragestellungen, die sie im Kopf hat, gerne auf den Grund. Die praxisnahe Wissensvermittlung an einer Hochschule kommt ihr da sehr entgegen. Zugleich bewertet sie die theoretische Fundierung in der Ausbildung als ausgesprochen wichtig:

„Soziale Arbeit und Sozialpädagogik sind ganz bewusst als wissenschaftliches Studium angelegt. Denn es braucht für diese Tätigkeit viel mehr als nur eine Gruppenleitungsschulung.“

Denn es geht nicht nur ums Tun. Sondern es geht in der pädagogischen Arbeit um einen vielfältigen Wissensschatz, um Reflexionsfähigkeit und darum, Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Lernzusammenhängen passgenau erreichen zu können.

Insbesondere die Kulturelle Bildung hat es Ulrike Gerdiken angetan. Bereits in ihrer frühen Kindheit hat sie Musik als ihr Medium entdeckt. Diese Leidenschaft ist geblieben – und sie freut sich sehr, diese in ihrem aktuellen Arbeitsfeld auf vielfältige Art und Weise ausleben zu können. Zum einen organisiert sie kulturpädagogische Blockwochen für die Studierenden, so dass diese in sich schlummernde Talente entdecken können. Zum anderen forscht sie intensiv zum Thema. Denn sie ist überzeugt:

„Kulturelle Bildung ist wirksam, weil sie andere Denk-, Wahrnehmungs- und Reflexionsfelder eröffnet.“

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist in diesem Zusammenhang das Thema Leadership. Denn künstlerische Kompetenzen können sich gerade in Unternehmen als ausgesprochen wertvoll erweisen. Kreativität, Resilienz, Innovationskraft – diese Stichworte tauchen im Wirtschaftskontext regelmäßig auf. Die Gefahr besteht, dass sie zu Floskeln werden und entsprechende Angebote und Trainings eher Eventcharakter haben. Reflexion ist hier das zentrale Stichwort, findet Ulrike Gerdiken. Denn der Transfer vom Erlebten in das eigene Arbeitsfeld ist der zentrale Hebel, um kreative Kompetenzen wirklich nutzbar zu machen. Und sie hat festgestellt:

„Firmen, die ihren Mitarbeitenden Angebote der Kulturellen Bildung unterbreiten, tun dies aus Überzeugung.“

Denn sie wissen um den Wert, Mitarbeitende ganzheitlich zu fordern und zu fördern – und sie investieren ganz bewusst in entsprechende Angebote. Doch bislang sind es eher wenige Unternehmen, die diesen Ansatz in ihrer Kultur verankert haben. Ulrike Gerdiken sieht hier noch viel Potential – und wünscht sich zugleich, dass auch Bildungsanbieter diesem Thema mehr Beachtung schenken:

„Wenn Weiterbildungseinrichtungen in ihrem Programmbereich Berufliche Bildung bewusst Angebote der Kulturellen Bildung platzieren, dann kann das zu einer höheren Akzeptanz bei Unternehmen führen.“

Denn nur wenn HR-Abteilungen und Geschäftsführende wissen, dass es entsprechende Angebote gibt, kommen sie auch leichter in die Umsetzung. Sie selbst beforscht verschiedene Unternehmen, veröffentlicht ihre Forschungsergebnisse und trägt dieses Thema mit Begeisterung in die Welt. Und äußert in diesem Zusammenhang einen großen Wunsch:

„Im Bildungsbereich müssen wir wegkommen vom Leistungs- und Zeitgetriebenen. Wir brauchen mehr Muße.“

Mehr Qualität statt Quantität, das würde sowohl ihre Forschungsarbeit als auch die Lernprozesse von Schüler*innen und Studierenden wesentlich nachhaltiger machen. Denn gutes Lernen erfolgt am ehesten mit Zeit, Neugier und echtem Interesse. Und auch gute Forschung braucht genau diese Zutaten. Welche Rolle Kulturelle Bildung hier spielen kann, dazu hat Bildungsfrau Ulrike Gerdiken bestimmt weitere Ideen…

Mit Prof. Dr. Ulrike Gerdiken spreche ich auch in meinem Podcast. Hier geht es direkt zur Folge.