Hochschule digital denken und gestalten

Lernen digital Tablet

Als erste Hochschule in Deutschland war sie rein auf Fernlehre ausgelegt und machte somit auch ein Studium für Menschen möglich, die sich um ihre Familie kümmern oder ihrem Beruf nachgehen wollten.

Daher verwundert es nicht, dass die FernUniversität Hagen in den vergangenen Jahren in Bezug auf Digitalisierung vielfältige Erfahrungen sammeln konnte, die in der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Umstellungen auf digitale Lehre auch für andere Hochschulen bereichernd waren. Dr. Annabell Bils, Referentin für Hochschulstrategie und Digitalisierung, gab mir in dieser Podcastfolge einen Einblick in ihre tägliche Arbeit. Und wer denkt, dass sie sich nur um technische Fragen kümmert, irrt gewaltig:

„Ich mache ganz viel Changemanagement, weil Digitalisierung ja nicht nur was Technisches ist, sondern auch was mit Haltung zu tun hat.“

Denn nicht nur die Lehre, auch die Prozesse in der Kommunikation und Zusammenarbeit geraten bei diesem Thema in den Blick. Natürlich war auch die FernUniversität von einem Mehr an Homeoffice betroffen. Und natürlich mussten und müssen bestehende Prozesse immer wieder angeschaut und angepasst werden. Das geht am besten mit einer offenen Haltung und einer Neugier.

„Ich habe manchmal das Gefühl, die Leute stellen sich hin und warten, dass die digitale Welle über sie hinwegschwappt, und merken gar nicht, dass sie auch Gestaltungsräume haben und diese Transformation ja auch mitgestalten können.“

Darüber hinaus braucht es Menschen, die Probleme benennen und sich Gedanken machen, wie mögliche Lösungen aussehen können. Denn der digitale Raum bietet unzählige Wege und Möglichkeiten. Welche Option die beste für ein Team, eine Einrichtung ist, muss gemeinsam herausgearbeitet werden. Und dazu braucht es auch Kreativität und Zielorientierung. Und natürlich auch ein Wissen um Tools und Techniken, die genutzt werden können, sowie Best Practice Beispiele aus anderen Organisationen.

„Ich lebe vom Austausch mit anderen, vom Reinschnuppern in andere Bereiche und vom Reinfühlen von: Was braucht jetzt meine Institution, was brauchen die Leute, die hier arbeiten, was brauchen meine Studierenden?“

Dr. Annabell Bils liebt es, sich zu vernetzen und über den eigenen universitären Tellerrand hinauszuschauen. Dabei achtet sie auf möglichst diverse Kontakte und ist auch offen für neue Initiative wie die Raketinnen. Möglichst interdisziplinäre soll der Austausch sein, damit man gar nicht erst in einem professionellen Tunnelblick landet:

„Ganz viel von dem, was im eigenen Berufsumfeld passiert, ist dann so verhaftet mit einer Idee von ‚wie es sein muss‘, dass man den Blick gar nicht mehr hat dafür, wie es auch anders sein könnte.“

Und neben den vielfältigen Informationen, die sie so erhält, entwickelt sie auch ihre Intuition weiter und ihren Blick darauf, was für verschiedene Zielgruppen wohl gute Möglichkeiten sein können. Insbesondere die Fragen, was denn gute und zeitgemäße Bildung ist, beschäftigt sie. Auch wenn sie nicht in der Lehre tätig und zudem nicht mehr so eng mit den Studierenden im Austausch ist, geht es im Bereich der Hochschulstrategie natürlich darum, bestmögliche Lehr-Lern-Settings zu ermöglichen:

„Wir machen das hier nicht nur, weil wir das unbedingt alles digital haben wollen, sondern wir machen das ja, weil wir Bildungsprobleme lösen wollen. Und dann sind manchmal die technischen Tools eben die, die helfen.“

Diese Empfehlung kann sie auch anderen Bildungsgestalterinnen mit auf den Weg geben: das Bildungsproblem in den Mittelpunkt stellen! Also welche Inhalte sollen vermittelt werden? Und mit welchem Ziel? Und dann daraus ableiten, wie die bestmögliche Variante aussehen kann. Deshalb hält Dr. Annabell Bils auch nichts davon, jetzt unbedingt alles auf digitale Formate umstellen zu müssen.

„Warum muss es entweder Präsenz oder Online sein? Warum können wir nicht sagen, wir machen genau das Format, das für die Lernenden gerade richtig ist?“

Mit Dr. Annabell Bils spreche ich auch in meinem Podcast. Hier geht es direkt zur Folge.