Mit Digitalisierung zu einer neuen Lernkultur

Nach einem Zwischenspiel als Abgeordnete im Deutschen Bundestag im Feld der Bildungspolitik wollte Nele Hirsch lieber die pädagogische Praxis aktiv gestalten. Insbesondere die Möglichkeiten der Digitalisierung und die Anwendbarkeit in Lehr-Lern-Kontexten haben sie fasziniert. Und so hat sie sich in der Familienphase nach und nach eine freiberufliche Tätigkeit aufgebaut und 2013 ihr eBildungslabor gegründet – mit nachhaltigem Erfolg und großer Offenheit:

Meine Selbständigkeit funktioniert nicht trotz, sondern weil ich so viele meiner Inhalte offen teile. Ich lebe ein Geschäftsmodell des Teilens.

Denn viele Methoden, Konzepte und Erfahrungen aus ihrer praktischen Arbeit teilt Nele Hirsch im digitalen Raum, mit dem Ziel, dass möglichst viele Bildungsmenschen davon profitieren können. Damit ist sie eine wichtige Taktgeberin der digitalen Entwicklung im Bildungsbereich und steht zugleich für eine gemeinwohlorientierte Art, ein Unternehmen zu führen. In den letzten Jahren hat sich ihre Arbeit stetig verändert.  

Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns hat der digitalen Bildung einen Boost gegeben.

Ging es zu Beginn ihrer Selbständigkeit vor allem um ganz praktische Fragen, wie z.B. der Einrichtung von Tools und Plattformen für Bildungsinstitutionen, steht mittlerweile der Wandel der Lernkultur viel stärker im Fokus. Während der Pandemie wurden viele neue Erfahrungen mit digitalen Medien gemacht, die nun in neue Lernkonzepte und veränderte Organisationsstrukturen münden. Und genau hier ist Bildungsfrau Nele Hirsch eine kompetente Wegbegleiterin. Neben fundiertem Fachwissen zeichnet sie eine große Neugier für technische Entwicklungen aus. Und so sieht sie auch dort viele Chancen, wo andere Menschen eher mit Angst und Unsicherheit reagieren:

Künstliche Intelligenz in Form von ChatGPT kann im Bildungsbereich einen wichtigen Veränderungsimpuls setzen hin zu einer veränderten Lernkultur.

Denn für sie ist die Frage zentral, wie technische Lösungen das Lernen bereichern können. Denn Technik soll Menschen beim Lernen unterstützen, kann ihnen jedoch das Lernen selbst nicht abnehmen. Um hier Räume zu schaffen, braucht es andere Konzepte als Frontalunterricht. Und auch auf die Frage, wie Leistungen bewertet werden, braucht es neue Antworten. Nele Hirsch sieht ChatGPT eher als Inspirationsquelle, wenn sie z.B. für ein neues Projekt einen Anfang sucht. Durch geschicktes Fragen erhält sie Impulse, die ihr Denken anregen. Aber:

Künstliche Intelligenz ersetzt keine zwischenmenschliche Kommunikation, weil zwar Informationen, jedoch keine persönlichen Anliegen und Impulse weitergegeben werden.

Das heißt, die emotionale Komponente, die wirkliche Verbindung fehlt an dieser Stelle. Hierzu braucht es nach wie vor Menschen, die miteinander im direkten Kontakt stehen, die ihre Learnings teilen und auch ihr Scheitern. Die ihre Erfahrungen in einen Kontext setzen und diesen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus benennt Bildungsfrau Nele Hirsch ein weiteres großes Manko:

Es braucht in der Gestaltung von digitalen Tools demokratische Beteiligungs- und Steuerungsmöglichkeiten. Kritisch sehe ich die Abhängigkeit von großen Unternehmen.

Wer bestimmt, welche Inhalte gefunden werden? Wer füttert die Algorithmen und mit welchem Ziel? Diese Fragen sollten im Sinne der Gesellschaft beantwortet werden, nicht im Sinne von Unternehmensinteressen, soviel steht für sie fest. Und hier schließt sich der Kreis zu ihrem politischen Engagement: Digitalisierung zur Förderung des Gemeinwohls einzusetzen und möglichst viele Menschen zu befähigen, sich kompetent in digitalen Welten zu bewegen. Die Arbeit mit Bildungseinrichtungen ist für Bildungsfrau Nele Hirsch deshalb ein zentraler Hebel. Also: auf in eine neue Lernkultur!

Mit Nele Hirsch spreche ich auch in meinem Podcast. Hier geht es direkt zur Folge.