Zwischen Cowboykirchen und Social Media: Wie Anna Kira Hippert Wissenschaftskommunikation neu denkt

Anna Kira Hippert Cowboykirchen

Vom Pferd zur Promotion – Wie alles begann

Anna Kira Hipperts Einstieg in die Religionswissenschaft ist alles andere als klassisch. Nach einer Ausbildung zur Bürokauffrau entschied sie sich für ein Studium der Kunstgeschichte und Religionswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Leidenschaft für religiöse Ausdrucksformen und soziale Zusammenhänge führte sie schließlich in die USA, wo sie während eines Aufenthalts auf die skurril anmutenden Cowboykirchen stieß – Kirchen im Westernstil mit Gottesdiensten zu Pferd. Aus dieser kuriosen Begegnung entwickelte sich ihr Promotionsprojekt über religiöse Ausdrucksformen im digitalen und analogen Raum.

Forschung trifft Social Media – Wissenschaft auf Instagram

Anna Kira Hippert geht neue Wege in der Wissenschaftskommunikation. Statt nur in Fachzeitschriften zu publizieren, bereitet sie komplexe Inhalte für Plattformen wie Instagram und YouTube auf. Mit Kurzvideos, Untertiteln und einem feinen Gespür für popkulturelle Trends macht sie Themen wie Evangelikalismus, Scientology oder Religion im Gaming für ein breites Publikum zugänglich. Ihre Mischung aus Fachwissen und feministischer Perspektive hat ihr über 10.000 Follower eingebracht – ganz ohne staatliche Förderung oder institutionelle Unterstützung.

Zwischen Elfenbeinturm und TikTok: Was Wissenschaft heute braucht

Sie kritisiert die strukturelle Trägheit des deutschen Wissenschaftssystems. Während in den USA Wissenschaftskommunikation zunehmend verpflichtender Bestandteil von Forschungsprojekten ist, bleibt sie hierzulande oft ein unbezahlter Nebenschauplatz. Dabei sei es essenziell, so Anna Kira Hippert, dass Wissenschaft ihre Ergebnisse aktiv in die Gesellschaft trägt – besonders in Zeiten von Polarisierung, Fake News und wachsendem Misstrauen gegenüber Institutionen.

Bildungsarbeit ohne Seminarraum

Neben Vorträgen und Lehrveranstaltungen versteht Anna Kira Hippert ihre Social-Media-Arbeit als echte Bildungsarbeit: Sie schafft niederschwellige Zugänge zu komplexen Themen, erreicht junge Menschen dort, wo sie sich aufhalten, und motiviert insbesondere Arbeiter*innenkinder und marginalisierte Gruppen, sich wissenschaftlich zu betätigen. Ihre eigene Biografie – geprägt von einem nicht-akademischen Elternhaus – fließt dabei immer mit ein und macht sie zu einer authentischen Stimme für Bildungsaufstieg und Wissenschaftsvielfalt.

Vision: Religionswissenschaft sichtbar machen

Ihr Ziel? Die Relevanz der Religionswissenschaft im gesellschaftlichen Diskurs stärken. Als Vorsitzende von REMID (Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst) engagiert sie sich dafür, das Fach bekannter zu machen und für Studieninteressierte greifbarer zu gestalten. Ob es sie beruflich in die USA, zurück an die Uni oder in andere Formate zieht – Hauptsache, ihre Arbeit hat Impact.

Das ausführliche Gespräch mit Anna Kira Hippert  findest du in meinem Podcast. Hier geht es direkt zur Folge.